privat oder gesetzlich? (Private Krankenversicherungen)
@Tobias: ich bin seit mehr als 15 Jahren als Kundenberaterin bei (verschiedenen) Krankenkassen beschäftigt, u. a. auch im Leistungsbereich - und ich hab bisher noch nie jemandem erzählen müssen, dass er eine lebenswichtige Therapie nicht bekommt. Bisher konnten wir immer eine Lösung finden - es gibt auch die Möglichkeit, nicht zugelassene Therapien zu bezahlen, wenn das wirklich die einzige Möglichkeit ist, die Hilfe verspricht.
Was die sog. modernen Arzneimittel betrifft: die sind zwar immer teurer, aber nur selten wirklich besser. Häufiger werden die Medikamente wieder vom Markt genommen, weil sie sogar lebensgefährlich sind...wenn du ein Beispiel willst, gib einfach mal "Vioxx" in Google ein. Und als Versuchskaninchen der Pharmaindustrie will ich wirklich nicht dienen
Gruß GKVler
Re: privat oder gesetzlich?
Wissen Sie, ich will Ihnen nicht widersprechen - aber gab es in der Vergangenheit auch nicht genug andere Fälle?
Mein persönliches Beispiel ist echt und die Aussage des Krankenhauses leider auch! Es war meine Schwägerin, gestorben 2001 (1 Tag nach ihrem 30.ten Geburtstag!)
Die Bild-Zeitung hatte auch mal folgenden Artikel:
AOK zahlt nicht für kranken Finn
VON L. BRINKAMA
Rebecca (27) und Torben Bünger (26) kämpfen jeden Tag. Um das Leben ihres Sohnes Finn (drei Monate). Um die Pflege, die das schwer kranke Baby braucht. Um die Hilfe, die ihnen zusteht. Und gegen die Ablehnungsbescheide der AOK.
IST DIESES KIND DER KRANKENKASSE ZU TEUER?
Am 16. April kommt Finn im AK Nord zur Welt. Doch auf die Freude über ihr drittes Kind (Finns Geschwister sind fünf und zwei) folgt für die Eltern der Schock: 14 niederschmetternde Diagnosen reihen sich auf dem Entlassungspapier der Klinik aneinander. Darunter das höchst seltene Peters-Plus-Syndrom. Finn leidet an einer doppelten Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte, droht zu erblinden.
Der dramatische Gesundheitszustand des Babys belastet die Familie schwer. Unterstützung erhoffen sich die Eltern durch die AOK – vergebens. Rebecca Bünger: „Von Anfang an mussten wir
diskutieren und betteln. Selbst Maßnahmen, die laut
Fachleuten definitiv von der Kasse getragen werden,
wurden abgelehnt.“ Entsprechende Bescheide liegen BILD Hamburg vor! Eine speziell ausgebildete Kinderkrankenschwester füllte einen Antrag aus, der die Notwendigkeit einer sozialmedizinischen Nachsorge deutlich macht –
abgelehnt! Begründung: Die im Antrag genannte Diagnose sei „in der Rahmenvereinbarung der AOK nicht aufgeführt“.
Ich will jetzt gar keine Diskussion entfachen - denn auch die PKVen freuen sich nicht wenn sie zahlen müssen. Aber da habe ich einen klaren Vertrag der genau beschreibt wofür geleistet wird, und wofür nicht (Vorraussetzung: der Berater informiert auch entsprechend). Ich habe leider schon sehr oft erlebt das die GKV "einen Rückzieher" macht, oder sich einfach nur der Leistungspflicht entzieht.
Eine Lösung werden wir beide hier und heute und in 100 Jahren nicht finden!
Re: privat oder gesetzlich?
ich möchte nicht bestreiten, dass es Fälle gibt, in denen Angestellte von Kassen scheinbar befürchten, dass sie die Leistungen aus eigener Tasche zahlen müssen - allerdings haben die gesetzlichen Kassen kein Patent darauf. Das gibt"s alles auch genauso bei den Privaten (ich könnte ohne Probleme auch Fälle erzählen und mit Sicherheit finden sich auch ein paar Presse-Berichte)- und in Ordnung ist es nirgendwo.
Die Versicherten der der gesetzlichen Kassen haben allerdings einen entscheidenden Vorteil: wenn sie mit ihrer aktuellen Kasse aus irgendwelchen Gründen nicht mehr zufrieden sind können sie jederzeit ohne Nachteile die Kasse wechseln.
Wenn jemand seine Private Kasse wechseln will hat er mit Problemen zu kämpfen: er muss eine andere Versicherung finden, die ihn aufnimmt. Für Menschen, die krank sind, ist dies jedoch sehr schwierig (wie gesagt, ich könnte erzählen.....). Und wenn dann eine Versicherung gefunden wurde, gibt es entweder Leistungsausschlüsse oder Risikozuschläge. Davon abgesehen, dass die Beiträge generell mit steigendem Eintrittsalter mitsteigen.
Und noch ein Vorteil der GKV: wenn jemand mit einer ablehnenden Entscheidung seiner Krankenkasse nicht einverstanden ist, kann er dagegen zunächst Widerspruch einlegen und dann vor dem Sozialgericht klagen - und alles ist kostenlos.
Wer dagegen gegen eine Entscheidung der privaten Versicherung klagen will, muss zunächst mal Prozesskosten bezahlen und bleibt dann vielleicht darauf sitzten.
Gruß GKVler
Re: privat oder gesetzlich?
Das nenne ich wirklich mal gute Gründe... Wenn ich mit GKV "A" unzufrieden bin, gehe ich einfach zur GKV "B", die Leistungen sind ja eh alle gleich schlecht, oder ziehe vor Gericht. Genau das was Kranke für gewöhnlich gerne machen (kleiner Scherz).
Ich hoffe sehr, dass Sie noch bessere Argumente haben - denn das wären für mich keine Gründe in der GKV zu bleiben!
Meine Erfahrung ist: Wenn jemand mit der GKV unzufrieden ist -- dann geht in die PKV
Aber lassen wirs dabei - wir wollen uns nicht streiten, bringt eh nix. Sie kämpfen für Ihre Einrichtung, und ich für meine.
Re: privat oder gesetzlich?
nun ja, die Beispiele, die du oben angeführt hast, waren für mich keine Gründe, die gegen die GKV allgemein sprechen: das gibt"s (leider) überall - bei der GKV, bei der PKV und wahrscheinlich in anderen Branchen auch...
im Bereich der GKV ist es mittlerweile so, dass viele Leute, die mit ihrer bisherigen Kasse unzufrieden sind, sich einfach eine andere suchen - in der PKV ist das ja leider schwierig
und die Kassen sind in den letzten 20 Jahren wesentlich kundenfreundlicher und serviceorientierter geworden - die Mitarbeiter der Kassen wissen schließlich, dass es um ihre Arbeitsplätze geht, wenn zu viele Versicherte unzufrieden sind und wechseln
das ist ein Punkt, in dem ihr PKVler noch viel von uns lernen könnt - wäre besser als vor dem Verfassungsgericht zu klagen
Gruß GKVler
Re: privat oder gesetzlich?
Die GKV zahlt für Therapien die in der entsprechenden Gebührenordnung erfasst sind. Einige Therapien befinden sich aber Jahre im Zulassungsverfahren. Hier besteht keine Leistungspflicht. Man lehnt evtl. die Zahlung an einer vorhandenen Therapie an. Ist die neue Therapie - bei Krebs häufiger der Fall - die einzige Chance kann und sitzt der Patient auch mal auf 60.000 Euro Kosten. Das ist durchaus so nicht selten.
Darüber hinaus werden nicht mehr die Medikamente aufgenommen die eine Verbesserung der Lebensqualität bei z.B. Chronisch Kranken bedeutet. Hier wird seit einigen Jahren der Kostenfaktor mit berücksichtigt.
Darüber hinasu werden stetig Dinge gestrichen, abgelehnt usw. usw. . Wer einmal die arbeiden des gemeinsamen Bundesausschuss beobachtet wird das merken.
Auch bietet die GKV, die deshalb nicht schlecht ist, keinerlei Garantie auf irgend etwas. Leistungen dürfen und werden mtl. geändert.