Geschlossene Tarife (Private Krankenversicherungen)
Ich bin seit November 1994 bei der Central mit Tarif KNO versichert. Leider habe ich anscheinend verpaßt, dass dieser Tarif schon seit geraumer Zeit geschlossen wurde. Die Beitragsanpassungen sind horrend und auf Dauer nicht zu bezahlen. Als Alternative wurde mir eine Übertragung meiner Altersrückstellungen in eine Lebensversicherung angeboten mit gleichzeitigem Wechsel in einen neuen Tarif, allerdings mit deutlich reduzierten Leistungen. Das war mir jedoch viel zu suspekt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass der Berater auf meine Bedürfnisse einging, sondern eher sein vom Marketing vorgegebenes Konzept an den Mann bringen wollte. Alternativen würde es angeblich nicht geben. Alte Tarife zu schließen, um neuen Kunden billige neue Tarife anbieten zu können, würde von allen Versicherern praktiziert werden. Ist das wirklich so oder ist das eine Schutzbeahauptung der Central? Ich habe das Vertrauen in diese Gesellschaft komplett verloren und würde am Liebsten in eine andere PKV wechseln. Allerdings befürchte ich, dabei vom Regen in die Traufe zu kommen. Kann jemand eine alternative empfehlen?
Re: Geschlossene Tarife
chris , Sonntag, 06.12.2009, 20:38 (vor 5466 Tagen) @ JF
Nabend,
es gibt nur eine PKV, welche noch niemals einen Tarif geschlossen hat: die uniVersa aus Nürnberg. Nach 15 Jahren ist ein Wechsel allerdings wahrscheinlich nicht empfehlenswert, da Sie Ihre Altersrückstellungen komplett verlieren. Habe ich Sie richtig verstanden, daß Ihnen angeboten wurde, Ihre Altersrückstellungen in eine LEBENSversicherung zu übertragen? Bei einem Tarifwechsel sollten diese zu einer massiven Senkung der Beiträge im neuen Tarif führen. Wenn Ihr Berater nicht helfen kann/will, können Sie die central auch direkt anschreiben und nach Tarifoptionen fragen, sie haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen Wechsel, allerdings nur in Tarife mit gleichen (oder halt niedrigeren) Leistungen.
Beste Grüße aus Berlin,
chris
Re: Geschlossene Tarife
JF , Mittwoch, 23.12.2009, 00:18 (vor 5450 Tagen) @ chris
Vielen Dank für die Infos. Ja, es ist wahr, dass die Altersrückstellungen dazu verwendet werden sollten, um eine alternative Absicherung mittels einer LV abzuschließen. Ein sehr merkwürdiges Konstrukt. Ich habe mittlerweile von der Central mitgeteilt bekommen, dass sich aus meinem Vertrag Altersrückstellungen in Höhe von über 40.000 Euro angesammelt hätten. Diese würde ich ja bei einem Wechsel komplett verlieren. Es ist schon unglaublich, was der Gesetzgeber hier geregelt hat, um die Versicherer vor Abwanderung unzufriedener Kunden zu schützen. Davon ausgehend, dass sich die Altersrückstellung bis zu meinem 65. Lebensjahr auf etwa 70.000 Euro erhöhen; sich gleichzeitig jedoch mein Beitrag in astronomische Höhen entwickeln würde, käme ich auch mit den 70.000 Euro vielleicht nur auf eine Beitragsreduktion von 350 Euro. Was hilft mir das, wenn der Beitrag der Central bis dahin auf 1.400 Euro im Monat gestiegen ist (was bei fast 6% jährlicher Steigerungsrate in den letzen Jahre - Tendenz steigend - gar nicht so unwahrscheinlich ist). Dann wäre es allemal besser, in eine andere Gesellschaft mit niedrigeren Beiträgen und niedrigeren durchschnittlichen Beitragserhöhungen zu wechseln. Ein solches Angebot liegt mir vor. Und jetzt muss ich arme Sau entscheiden, ob die Annahmen über Beitragssteigerungen, Verzinsung der Rückstellungen, Veränderungen der Kundenstruktur etc. alle so eintreten werden, wie von meinem Berater angenommen. Und zwar nicht nur bis ich 65 bin, sondern bis zum endgültigen Abtreten von dieser schönen Welt. Sollte ich 90, 95 oder 100 werden, kann die ganze Scheiße dann eh keiner mehr bezahlen. Das ganze Prinzip der PKV ist eine totale Verarschung und dient nur der Bereicherung der Gesundheitsindustrie. Das ist besonders ärgerlich, weil ich den Super-Luxustarif abgeschlossen hatte und in den 16 Jahren kaum Leistungen in Anspruch genommen habe. Nun gut, genug gejammert. Ich bin ja selber Schuld. Jetzt werde ich über Weihnachten dann wohl die Weichen stellen und hoffen, dass es die richtige Entscheidung sein wird. Adieu ihr 40.000 Euro ...
Re: Geschlossene Tarife
chris , Mittwoch, 23.12.2009, 00:58 (vor 5450 Tagen) @ JF
Ja, es ist wahr, dass die Altersrückstellungen dazu verwendet werden sollten, um eine alternative Absicherung mittels einer LV abzuschließen. Ein sehr merkwürdiges Konstrukt.
Allerdings, sowas höre ich auch zum ersten Mal. Ist vielleicht ein Beitragsentlastungstarif gemeint? Oder sollen Sie den Anteil, den Sie bei der neuen KV sparen, in eine LV einzahlen?
Über zukünftige Beitragssteigerungen und Verzinsungen der Altersrückstellungen kann man sowieso nur spekulieren. Viele Versicherungen haben ja eine Menge Geld an der Börse verloren, und da ist wahrscheinlich eine Gesellschaft besser, die das Geld konservativ anlegt, aber halt sicher, als eine, die riskant anlegt und in den Jahren vor der Finanzkrise höhere Zinsen hatte.
Wenn es Ihnen um langfristige Stabilität geht, sollten Sie eine Aktiengesellschaft vermeiden, denn diese muß nicht nur einen Teil Ihrer Beiträge an Aktionäre auszahlen, sondern kann auch übernommen werden. Achten Sie darauf, wieviel von Ihrem Beitrag in den Altersrückstellungen landet, dann erkennen Sie auch, ob ein günstiges Angebot wirklich günstig ist oder halt nur am falschen Ende gespart wird. Auch die Annahmepolitik ist wichtig, was die zukünftigen Kunden angeht. Eine Gesellschaft, die stikt nach einem Programm wie Aktuarmed geht, aber eigentlich jede Gesellschaft, welche die Kölner Systematik anwendet, setzt systematische Fehlanreize und geht hohe Risiken ein. Dort wird nämlich nicht nach dem individuellen Risiko gefragt, also wie oft und intensiv wird jemand behandelt etc., nein, Bluthochdruck ist dann Bluthochdruck, egal, ob das Problem zB streßbedingt war und nicht mehr besteht oder ob Folgeschäden in naher Zukunft absehbar sind. Eine individuelle und restriktive Annahmepolitik ist halt ebenso wichtig für den zukünftigen Preis wie die momentan gebildeten Altersrückstellungen.
Das sind aber genau die Punkte, welche am Markt häufig uminterpretiert werden, dann wird aus der DKV zB der aus Leistungs- und Kostengründen legitime Marktführer gemacht, der die höchste Verzinsung der Altersrückstellungen hat (also vor der Finanzkrise!), und der eine professionelle und auf Fakten basierende Annahmepolitik hat (also Kölner Systematik), bei der ja nix schiefgehen kann...
Re: Geschlossene Tarife
nur mal so, Mittwoch, 23.12.2009, 08:42 (vor 5449 Tagen) @ JF
Es ist eigentlich unerheblich ob Tarife formal geschlossen werden oder nicht. Einige PKV"s machen es offiziell die anderen lassen den Tairf einfach formell offen. Beitragsverdoppelungen im Neugeschäft innerhalb weniger Jahre sorgen sowieso dafür dass sich eh kein neuer Kunde in den Tarifen versichert.
Betrachtet man die Entwicklung der neueren PKV Tarife (1-6) Jahre so sind dies fast ausschließlich Primärarzttarife oder fast nur Tarife die teilweise eklatante Leistungslücken aufweisen. Da wird noch mancher Vermittlerkollege vor dem Kadi landen wenn sein Kunde aufgrund z.B. "Bornoutsyndrom" o.ä. keine Leistungen erhält und zahlungsunfähig wird.
Funkioniert ein Tarifwerk gibt es prinzipiell keinen Grund ein neues aufzulegen. Leider ist dies in den wenigsten Tarifen der Fall. Auch die Universa hat in den letzten Jahren im Billigsegment nachgelegt.z.B. Intro privat. Ohne harte Zahlen vorliegen zu haben würde ich behaupten das sich das Neugeschäft deutlich in Richtung VE oder Intro Tarifen verschoben hat. Dies läßt sich bei anderen PKV"s fortsetzten.
Die allg. Entwicklung der PKV in den letzten 10 Jahren ist in der Tat besorgniserregend. Erhöhungen <4% p.a. sind eher die Ausnahme. Teilweise deutlich mehr >6% p.a. die meist schmerzliche Realität. Wie sie ja selbst schon erkannt haben werden die vielleicht 70.000€ Rückstellungen das Problem der astronomischen Beiträge nicht annähernd lösen.
Ich habs auch hier schon öfters geschrieben. Wir werden im Moment leider alle sehr schmerzlich Zeugen wie bisher funktionierende Systeme augrund politischer Fehler, hausgemachter Feler der PKV (in allen Bereichen) und der masslosen Gier von PKV Mgr., Vertriebsorganisationen >14MB Prov. und nicht zuletzt das schamlose Abkassieren der Ärzteschaft sich in Luft auflösen wird.
Der Vorstoß der AXA , Allianz im Frühjahr 2009 und der aktuelle Brandbrief des PKV verbandes an Politik spricht Bände.
Ich bin davon überzeugt dass wir gezwungen werden unser ganzes Sozialsystem völlig neu aufzustellen.
Die Politik wird sich sonst zukünftig nicht um ca. 100000-200000 nicht PKV versicherte Kunden kümmern mussen sondern um Millionen welche diese einfach nicht mehr bezahlen können. Und spätestens dann sind die Kosten wieder beim Staat.
Mein Rat. Wechseln Sie im Moment innerhalb der Central in einen etwas günstigeren Tarif mit soliden Leistungen und warten Sie noch 2-3 Jahre die Entwicklung der Gesundheitssystem ab. Bei einer kommenden Bürgerversicherung/Kopfpauschale würden Ihnen Ihre bisherigen Rückstellungen immer noch zur Verfügung stehen.
Re: Geschlossene Tarife
Mr.X , Mittwoch, 05.05.2010, 10:17 (vor 5316 Tagen) @ JF
Hallo,
dies wird nur von wenigen Gesellschaften so gehandhabt.
Die Central hat 2009 eine Flut von neuen Tarifen auf den Markt gebracht um wieder Wettbewerbsfähig zu sein.Diese Vorgehensweise ist nicht Kundengerecht und zeigt nur wie egal der Central bestehende Kunden sind, es geht nur um Wachstum im Konzern.ich würde Ihnen einen sofortigen wechsel nahelegen, solange Sie noch gesund sind und dies können.Dazu würde ich ein unabhängiges Unternehnem beauftragen.Im Internet einloggen und anrufen lassen.MfG
Mr.X