Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV (Private Krankenversicherungen)

Matthias @, Sonntag, 21.02.2010, 13:34 (vor 5389 Tagen)

Guten Tag,

ich bin 29 Jahre alt, gesund, angestellter Dipl.-Ing. und kann seit 1.1. in die PKV wechseln. Da ich ledig und single bin und die PKV mir aller Voraussicht nach bessere Leistungen bieten kann, tendiere ich stark dazu, die GKV zu verlassen.
Nachdem ich mich jetzt einige Zeit mit Hilfe von Testberichten, Ratings, Beratungsgesprächen und Broschüren zu informieren versucht habe, komme ich zu dem Schluss, dass im Grunde kein Unternehmen/Tarif alle meine Kriterien (z.B. "gute" Leistungen, moderate Beiträge, Beitragsstabilität, gutes Abschneiden in unabhängigen, aktuellen Vergleichstests, gute Kundenbewertungen) erfüllt.
Bilde ich die Schnittmenge aus diesen Kriterien, komme z.Zt. für mich 3 Unternehmen in Frage (HUK-Coburg, LVM und R+V). Einige Fragen, die mich momentan beschäftigen, sind:
1. Als wie wichtig sollte man die Größe des PKV-Unternehmens (Größe des Kollektivs) erachten? (Hierbei sind die R+V und die LVM mit ca. 38000 bzw. 70000 Versichterten eher als Exoten zu sehen). Lapidar ausgedrückt: Ist mehr=besser?
2. Als wie wichtig sollte man die Unternehmensform (AG oder VVAG) erachten? Werden bei einer VVAG die Interessen der Versicherten eher gewahrt?
3. Bei der HUK gibt es keinen offenen Hilfsmittelkatalog. Ist bei Tarifen mit offenem Hilfsmittelkatalog wirklich eher zu erwarten, dass sie mit dem medizinischen Fortschritt standhalten, oder ist dies eher ein Pseudo-Argument?
4. Die R+V bietet mir im AGIL Komfort-Tarif eine Beitragsentlastung im Alter an. Vorteil sei, dass der Arbeitgeber die Beiträge mitträgt. Ist man aber nicht mit einer privaten Vorsorge unabhängiger, zumal auf Dauer wegen steigender Beiträge vorrausichtlich ohnehin der volle Arbeitgeber-Anteil ausgereizt wird?

Danke für Eure Kommentare
Matthias

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Charlie Brown, Sonntag, 21.02.2010, 17:49 (vor 5389 Tagen) @ Matthias


zu 1: Es kommt auf die Zusammensetzung des Kollektivs an. Die HUK hat viele junge VN, daher wird sich die Situation verschärfen. Letztlich hat ein großer Versicherer eher die Möglichkeit des Ausgleichs als ein kleiner. M.E. ist das aber ein untergeordneter Gedanke.

zu 2: Meine persönliche Meinung: Es macht keinen Unterschied. Auch VVaG müssen Geld verdienen und z.B. die Alte Oldenburger hatte dieses Jahr auch enorme Anpassungen vorzunehmen.

zu 3. Das Thema wurde hier schon mehrfach diskutiert. Siehe auch:

http://www.krankenkassentarife.de/baseportal/foren/baseportal.pl?htx=/krankenkassentarife.de/foren/forumb&forenid=3&wcheck=1&Pos=2153.000000000055

dazu noch ein aktuelles Urteil:

http://www.bld.de/Einzelansicht.1036.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=5373&tx_ttnews[backPid]=768&cHash=467d8d6f97

Meine Meinung dazu ist bekannt. Sollten Sie dies als ein Pseudo-Argument ansehen, dann wechseln Sie bitte zur HUK oder Debeka. Deren Preis-/Leistungsangebot passt dann für Sie. Nur werden Sie dann aber besser nicht ernsthaft krank.

4. Ein Beitragsentlastungstarif bindet Sie an den Versicherer. Das Geld ist bei einem Wechsel zu einer anderen PKV oder zur GKV möglicherweise verloren. Er macht nur Sinn, wenn der AG-Zuschuss nicht ausgeschöpft wird und das ist schon alleine wegen der Beitragsanpassungen unwahrscheinlich.

Da es ohne Alterssicherung nicht geht, bietet sich z.B. eine Rentenversicherung an.

Übrigens hat die HUK auch Schwächen im Bereich Psychotherapie. Haben Sie das bitte auch im Blick.

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Sonntag, 21.02.2010, 19:57 (vor 5389 Tagen) @ Charlie Brown

Die huk erhöht zum 1.März wieder ihre Beiträge: http://www.gewa-comp.de/download/bap-guide/2010-2011/BAP-Guide_2010-2011.pdf

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Der_Frager, Montag, 22.02.2010, 19:50 (vor 5388 Tagen) @ Joachim Röhl

@Joachim Röhl:

Die ARAG und die Inter erhöhen offensichtlich auch bald wieder ...

@Charlie Brown:

Was soll denn das Gehetze gegen HUK und Debeka?
Ernsthaft krank werden darf man natürlich auch bei denen. Es muss nur klar sein, was man mit den Bedingungen kauft und welches Risiko man selber trägt.

Eins muss von vornherein klar sein: Eine PKV sollte man sich nur leisten, wenn man genügend verdient, um
- im Alter die Beiträge bezahlen zu können
- im Zweifel große Ausgaben auch selber stemmen kann.

D.h. PKV muss man sich leisten können!!!!!

Dann kann man verschiedene Strategien betrachten:
1) PKV mit ordentlichem Leistungskatalog (wie z.B. auch HUK in einigen Tarifen und Debeka), aber niedrigen Beiträgen. Die Differenz zu Hochleistungstarifen (und evtl. mehr) dann für den Ernstfall sparen. Wenn man"s nicht braucht, dann gut!
2) PKV mit Topleistungen. Dann wird eben alles durch den Beitrag abgedeckt.

Teuer ist beides!!! PKV ist keine Spardose!

Aber man muss auch bedenken, dass auch in Toptarifen mehr und mehr aktives "Leistungsmanagement" betrieben wird, d.h. es wird immer häufiger geprüft, was medizinisch notwendig ist und nur das wird bezahlt. So steht es übrigens auch in fast allen Bedingungen! Daher gibt es nicht automatisch das teureste Rollstuhlmodell sein und auch nicht jedes Hilfsmittel wird anstandslos bezahlt!

Wird gerne von Maklern nicht explizit erwähnt ...

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Charlie Brown, Montag, 22.02.2010, 21:27 (vor 5388 Tagen) @ Der_Frager


Es ging um das Thema Hilfsmittelkatalog und da sind m.E. beide Versicherer nicht brauchbar. Das hat mit "Gehetze" nichts zu tun.

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Yipsi, Sonntag, 28.02.2010, 15:43 (vor 5382 Tagen) @ Der_Frager

Guter Beitrag!

PkV ist keine Spardose.
Wer sich für Minimal-Tarife entscheidet wird Probleme in der
Leistungserstattung bekommen. Wer sich für einen hochleistungstarif entscheidet wird Probleme mit bezahlbaren Beiträgen im Alter bekommen.

Deshalb muß man sich im klaren sein was man "kauft"!

Entscheidung für einen guten Versicherer (z.B. Debeka) ist neben einer guten Vorsorge das entscheidende.

Wer in die PkV aus Kostengründen übertritt ist an der falschen Adresse.
Wer dagegen langfristig eine hervorragende Krankenversorgung (im Vergleich zum gesetzlichen System)
haben will und die Nachteile eines kapitalgedeckten Systemes ausgleicht schon!

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

Tom @, Montag, 01.03.2010, 21:00 (vor 5381 Tagen) @ Matthias

Hallo Matthias,

so pauschal läßt es sich nicht entscheiden, ob die 3 Versicherer die du dir ausgesucht hast, wirklich für dich zutreffen.
Immerhin schreibst du selber, daß keine so richtig Deine Kriterien erfüllt.
Wenn Du magst, kannst Du mich gern kontaktieren. Ich selber habe mich vor kurzem beraten lassen von einem unabhängigen Makler und ich muß sagen.... der Mensch ist der beste den ich je gehört und gesehen habe.
Bei Interesse kanst Du mich gern unter der obigen Adresse kontaktieren.

Gruß
GP

Re: Entscheidungskriterien für Wechsel in PKV

nurmalso @, Dienstag, 02.03.2010, 08:41 (vor 5381 Tagen) @ Tom

Ein Wechsel in die PKV-Vollversicherung will mehr als gut überlegt sein. Aufgrund der aktuellen "Einbahnstraße" wird ein AN- Beitragsvorteil von vielleicht 100€ u.U. in ganz kurzer Zeit wie Butter in der Sonne dahinschmelzen. Familienplanung Kinder?.
Du mußt mit Beitragssteigerungen von 5-8% p.a. rechnen. Wie dies im Rentenalter bezahlt werden soll ist mir persönlich ein völliges Rätsel. Da ich nicht nur 10 PKV Kunden habe, muss ich leider aufgrund der teilweise katastrophalen Beitragsentwicklung sagen, dass wohl ca. 40-50% der PKV Kunden im Rentenalter , viele schon wesentlich früher nicht in der Lage sind Ihre Beiträge aufzubringen. Die fetten Jahre der PKV sind aufgrund politischer Entscheidungen und sehr vieler hausgemachter Fehler endgültig vorbei. Standardtarif läßt grüßen.
Tatsache ist nun mal das im Bestand leider sehr viele Kunden
mit Top Tarifen und kleiner SB beginnen und innerhalb von wenigen Jahren aufgrund der gestiegenen Kosten in hohe SB-Stufen bzw. minderwertige Tarife wechseln müssen. Die Tarifleistungen sind eben nur so lange garantiert wie der Kunde die Beiträge aufbringen kann.
Bsp: Debeka PN/PNE männlich. Durchschnittliche Erhöhung in den letzten 15 Jahren >7,5% p.a. (u. Beitragsstabil verstehe ich etwas anderes). Ergibt in 20J. bereits den 4fachen Anfangsbeitrag!
Ich würde im Moment eher in der GKV bleiben und ggf. einen guten Zusatztarif abschliessen.
Auch wenn es diesmal wohl erneut nichts mit der "Gesundheitsreform" werden wird. Im aktuellen Gesundheitssystem wird in den nähsten 10 Jahren kein Stein auf dem anderen bleiben.
Alterentlastungstarife mit AG Zuschuss. Bei Wechsel Totalverlust. Wer gibt schon jemanden Geld in der Hoffnung das in 35 Jahren noch alles so ist wie es heute prognostiziert wird. Ich persönlich auf keinen Fall. Die jüngste Vorkommnisse sollten doch Warnung genug sein.

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