Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird? (Private Krankenversicherungen)
Hallo,
ein aus meiner Sicht massives Risiko in der PKV ist, wenn ein Tarif geschlossen wird und damit eine Risikoselektion stattfindet: Schlechte Risiken bleiben im alten Tarif, die guten bekommen Angebote für den neuen Tarif.
Wie oft finden solche Tarifschließungen statt? Wie hoch sind üblicherweise die Aufschläge für Tarifwechsel? Und welchen Versicherten werden solche Angebote ausgesprochen?
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Die Befürchtung ist etwas übertrieben, denn Du hast ein Recht zum Tarifwechsel: §204 VVG
http://dejure.org/gesetze/VVG/204.html
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Genau! Insbesondere ist der Tarifwechsel bei der Allianz ja sehr kulant geregelt ..... (Vorsicht: Ironie!)
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Nabend,
es gibt PKVen mit hunderten geschlossenen Tarifen und solche mit dutzenden und andere mit einer Handvoll. Die private Krankenversicherung uniVersa, die ich vertrete, ist die älteste in Deutschland und hat noch niemals einen Vollversicherungstarif geschlossen.
Der VVG-Passus hilft in der Praxis nicht besonders viel, denn er gilt nur für Tarife mit gleichen Leistungen und bei hunderten von verschiedenen Tarifmerkmalen kann man neue Tarife immer so gestalten, daß ein Wechselrecht ohne gesundheitsprüfung nicht möglich ist.
Beste Grüße aus Berlin,
chris
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Auf die Universa-Werbung geh ich mal nicht ein.
Der § 204 und auch der § 178 sind mir bekannt und sind ja ganz nett - interessant wäre viel mehr, wie diese Wechsel konkret ausgestaltet werden?
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Papier ist wie immer sehr geduldig.
Natürlich hat der Kunde prinzipiell ein Wechselrecht auf die neuen Tarife. Faktisch wird dieses jedoch nicht erst seid der leidlichen Diskussion (siehe Allianz) mit den unterschiedlichsten Winkelzügen der PKV verhindert.
Dass einige Gesellschaften offiziell keine Tarife geschlossen haben ist auch eher der Marketingabteilung geschuldet. Es können zwar noch Kunden in die alten Tarife einsteigen jedoch sind diese dermaßen teuer dass sie für die breite Masse überhaupt nicht in Frage kommen. Entscheidend ist doch welchen Anteil am Neugeschäft die jeweiligen Tarife haben. Betrachtet man hier einige Gesellschaften so wurden dort in den letzten 2-3 Jahren fast immer "billigste"= nicht Preiswert
Hausarzttarife aufgelegt. Man muss kein Prophet sein welche Tarife in der breiten Masse gekauft werden. Geiz ist nun mal Geil, und genau dies wird damit bedient.
Lieber Chris, es wäre doch mal interessant wenn Sie eine Verteilung der Universa-Tarife (Anzahl Personen Neugeschäft ohne eigene Umstellung) der Universa liefern könnten.
A-Tarife, VE und die neuen Intro. Ich denke der Anteil der sehr umfangreichen A-Tarife wird in den letzten Jahren aufgrund der nicht unerheblichen Beitragssteigerung und des aktuellen Beitragsniveau deutlich zurückgegangen sein.
Re: Wie ist die Praxis der PKV-Versicherer, wenn ein Tarif geschlossen wird?
Auch an der uniVersa sind bestimmte Trends nicht vorbeigegangen, daher mag es schon stimmen, daß die Classic-Linie inzwischen weniger Neuzugänge als andere Tarife hat. Dennoch kann der Tarif sich in vernünftiger Ausgestaltung preislich absolut sehen lassen. Und wegen dem offenen Tarifwechselrecht der uniVersa kann ein Versicherter auch jederzeit aus der Classic- in die Economy-Linie wechseln und umgekehrt. Auch kommt der intro mit Optionsrechten bis zum 50. Lebensjahr - und wer hat das sonst schon?! Es ist jedenfalls mitnichten so, daß der Classic geschlossen werden müsste bzw. bei einer anderen PKV geschlossen worden wäre.
Und wenn Sie sagen: "Natürlich hat der Kunde prinzipiell ein Wechselrecht auf die neuen Tarife." - auf die neuen Tarife-, dann wird suggeriert, daß Versicherer leistungsähnliche Tarife aufmachen, einfach nur, weil diese billiger sind, fürs Neugeschäft halt. Das dies bei der uniVersa nicht der Fall ist, werden Sie nicht bestreiten können.
Welche Versicherungen verlangen beim Tarifwechsel einen Tarifstrukturzuschlag?
Der VVG-Passus hilft in der Praxis nicht besonders viel, denn er gilt nur für Tarife mit gleichen Leistungen und bei hunderten von verschiedenen Tarifmerkmalen kann man neue Tarife immer so gestalten, daß ein Wechselrecht ohne gesundheitsprüfung nicht möglich ist.
Wenn man aber auf eventuelle Mehrleistungen verzichtet, entfällt der mögliche Beitragszuschlag aufgrund einer Gesundheitsprüfung.
Nimmt eigentlich außer der Allainz sonst noch ein Versicherer den Tarifstrukturzuschlag?
Re: Welche Versicherungen verlangen beim Tarifwechsel einen Tarifstrukturzuschlag?
Soweit ich weiß, wird meistens ein Beitragszuschlag erhoben, weil sonst bei jeder Anpassung die Aufwände der Versicherer ja rapide steigen würden, wenn es viele kleine individuelle "Tarife" gibt. Stimmt das?
Re: Welche Versicherungen verlangen beim Tarifwechsel einen Tarifstrukturzuschlag?
Stimmt das?
Nein. Das stimmt nicht. Darum geht es auch nicht.
Die Allianz verlangt für bestimmte Tarife beim Wechsel einen Tarifstrukturzuschlag, da die Risikorüfung in den alten Tarifen "lockerer" war, wie in den aktuellen. Meines Wissens klagt die Aufsichtsbehörde gegen dieses Vorgehen und es immer nocht nicht höchstrichterlich entschieden, ob dieses Vorgehen auch rechtens ist.
Meine Frage war, ob auch andere Versicherungen beim Tarifwechsel so verfahren wie die Allianz?