Re: Zwölf Irrtümer über die gesetzlichen Kassen (Private Krankenversicherungen)

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Mittwoch, 10.03.2010, 00:55 (vor 5373 Tagen) @ yuser

Ob nun 2007 oder 2010 bleibt Schnuppe, denn die versicherten Leistungen jedes PKV-Vertrages stehen zivilrechtlich unter dem Schutz des Bürgerlichen Gesetzbuches und somit ein Leben lang ohne Leistungskürzungen zur Verfügung. Die einzige Variable ist der Zahlbetrag, welcher in den letzten 15 Jahren überall stark angestiegen ist.

Bei der defizitären GKV hingegen, welche allein in diesem Jahr einen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt in Höhe von über 15000000000€ = 213€ pro Kassenmitglied! zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen erhalten wird, sind weder Leistungen noch Beiträge sicher, da hier das Sozialgesetzbuch zuständig ist und Eingriffe des Gesetzgebers jederzeit auch ohne Vorwarnung erfolgen können.

Eine weitere Wahrheit ist, dass die gesellschaftliche Aufspaltung in Oben und Unten natürlich auch an der PKV nicht vorbeigeht und sowohl in der Vollversicherung als auch im Zusatzbereich eine erste bzw. zweite Tarifklasse bildete. Viele aus der dahin schmelzenden Mitte strampeln mit aller Kraft um nicht ökonomisch und sozial abzurutschen. Folge: als letztes wird sicher erst Reihenhäuschen und C-Klasse verkauft, da dies die Nachbarn in Hintertupfingen ja sofort wahrnehmen könnten .. bei papiernen Versicherungen wird dagegen gern gespart.

Jahrelang waren bundesweit über dreihunderttausend meist Selbständige sogar ganz ohne Versicherung und schätzungsweise zwei Drittel sind es noch immer. Ein gesellschaftlicher Trend zeichnet sich somit ab: waren es vor zwanzig dreißig Jahren vornehmlich betuchte Mitbürger, die sich einen Privatvertrag leisten konnten, gibt es seit den Neunzigern einen Zustrom von Millionen vorrangig gewerblich Tätigen, die oft schon von den Mindestbeiträgen in der Gesetzlichen überfordert wurden und dann statt der "Nichtversicherung" auf einfache Basistarife gesetzt haben.

Man bekommt wofür man bezahlt und somit wurden verschiedenste Zuzahlungen, langjährige Zahnstaffeln und Hausarztprinzipien aber auch die Kappung der Gebührenordnung auf den 2,0fachen Satz oder gar der Verzicht auf wahlärztliche Behandlung und Privatzimmer im Krankenhaus üblich und ließen die einst stolze PKV in manchen Tarifen der Billigklasse schon fast als die jüngere Schwester der kranken GKV erscheinen. Insofern ist die Eröffnungsaussage nicht falsch, wenn gesagt wird, dass die Leistungen geringer ausfallen. Aber warum sollen sich die soziologischen Milieus nicht auch in gewählten Tarifen und zugehörigen Leistungen der Privatversicherten wieder spiegeln. Mit den Zeichen der nahenden gesellschaftlichen Korektur und möglichem Euroausstieg plus nächster Währungsreform, wird auch in der Krankenversicherung, ob nun gesetzlich oder privat, wieder von vorn angefangen werden müssen. Auch in den Jahren 1923,1948 oder 1990 wurde in Deutschland geboren und gestorben - nur das Niveau kann sich zeitweilig ändern, bleiben wir also gelassen.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum