Re: Barmer und GEK fussionieren (Gesetzliche Krankenkassen)

GKV-Mann @, Sonntag, 22.03.2009, 17:14 (vor 5726 Tagen) @ Intelligenz_ist_sexy

GEK und Barmer - mögliche Fusion auf Augenhöhe?

Schenkt man aktuellen Gerüchten Glauben, führen GEK und Barmer hinter vorgehaltener Hand Fusionsgespräche. Das jüngste Votum des GEK-Verwaltungsrats zur Eigenständigkeit könnte dabei schon Ende April der Vergangenheit angehören.

Nach der Fusion zwischen der Techniker Krankenkasse (TK) und der IKK-Direkt deuten sich derzeit weitere Fusionen unter Beteiligung von Großkassen an. Als ein Wunschkandidat gilt dabei die Gmünder Ersatzkasse GEK. Auf rund 1,7 Millionen Versicherte angewachsen, erntet sie regelmäßig Bestnoten im Deutschen Kundenbarometer. So sollen der Kasse dem Vernehmen nach bereits zahlreiche Fusionsanfragen aus dem Bereich der Betriebs- (BKK) und Innungskrankenkassen (IKK) vorliegen. Das es dabei noch nicht zu konkreten Verhandlungen gekommen ist, könnte an der unterschiedlichen Struktur des Verwaltungsrates der Kassenarten liegen. Das interne Parlament der Kassen-Selbstverwaltung besteht bei Ersatzkassen historisch nur aus Arbeitnehmervertretern, bei andere Kassenarten jedoch zur Hälfte auch aus Arbeitgebervertretern. Fusionierte die GEK über das Ersatzkassenlager hinaus, würde dies zwangsläufig auch zum Einzug von Arbeitgebervertretern in den bisher gewerkschaftlich angeführten GEK-Verwaltungsrat führen. Doch auch Fusionen ohne Machtteilung sind für die GEK möglich, wie die jüngsten Gerüchte um ein Fusionsangebot der Barmer Ersatzkasse (BEK) verdeutlichen. Ein gemeinsamer Verwaltungsrat müsste zwar zwischen den bisher dominierenden Gewerkschaften verdi (BEK) und IG-Metall (GEK) aufgeteilt werden, bestünde dabei aber weiterhin nur aus Arbeitnehmervertretern. Vortrieb erhält das Gerede um die Fusion der beiden Kassen durch weitere Aspekte, die beide Kassen gewinnen ließen.

Neue Finanzlage durch Gesundheitsfonds

Zählte neben der Kassengröße bislang eher eine junge und gesunde Klientel zur Liste der bevorzugten Fusionsinteressen, hat sich dies seit Einführung des krankheiten- bzw. morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) unter den Krankenkassen geändert. Der neue Finanzausgleich finanziert vor allem die Krankheiten selbst und nicht mehr deren Verhütung. Demzufolge erhalten insbesondere die großen Versorgerkassen (darunter auch die BEK) seit Jahresbeginn tendenziell mehr Geld aus dem Fonds als Kassen mit überwiegend eher jungen und gesunden Mitgliedern. Zu diesen Kassen gehört jedoch auch die GEK. So mutmaßten bereits mehere Quellen, dass die GEK nach derzeitiger Finanzlage spätestens ab 01.01.2010 zur Erhebung eines Zusatzbeitrags gezwungen sein könnte. Klarheit hierüber könnte der für Ende März erwartete 3. Bescheid des Bundesversicherungsamtes (BVA) zur Höhe der Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds bringen. Während die vorangegangenen Bescheide noch auf dem Abrechnungsjahr 2006 basierten, wird nun auf Grundlage der Zahlen von 2007 kalkuliert. Damit lägen zur nächsten Sitzung des GEK-Verwaltungsrates am 21.04.2009 die neuen Zahlen zur finanziellen Perspektive der Kasse auf dem Tisch. Hatte das Gremium in seiner Sitzung vom 05./06.03.2009 noch das Ziel der Eigenständigkeit untermauert, könnte sich dies schon knapp sieben Wochen später anders darstellen.

GEK: Offiziell keine Fusionsverhandlungen

Offiziell lag und liegt der GEK kein Angebot zur Fusion mit der BEK vor. Dies erklärte die Kasse am 19.03.2009 gegenüber kkdirekt. Allerdings schloss die Kasse entsprechende Verhandlungen mit der BEK noch in 2009 nicht aus. Die Anforderungen des neu gestalteten Vertragswettbewerbs unter Kassen seien nicht einfacher geworden, so GEK-Pressesprecher Kai Behrens. Trotzdem müsse man nicht unbedingt zu den Größten zählen, um im Vertragswettbewerb eine gute Figur abzugeben.

Verhandlungen auf Augenhöhe vorstellbar

Auch seitens der BEK gab es bislang keine Bestätigung entsprechender Fusionsgespräche zwischen den Vorstandsvorsitzenden Dr. Johannes Vöcking (BEK) und Dr. Rolf-Ulrich Schlenker (GEK). Ein gewisses Interesse an der GEK darf der mit rund 6,8 Millionen Versicherten ungleich größeren BEK allerdings unterstellt werden. Die seit 2008 um rund 0,5 Millionen Versicherte geschrumpfte BEK hat zum 01.01.2009 ihren Rang als "Deutschlands größte Krankenkasse" an die TK eingebüßt. Zusammen mit der GEK wäre sie mit etwa 8,5 Millionen Versicherten wieder in der Pole-Position. Auch die regelmäßigen Bestnoten der GEK im "Deutschen Kundenbarometer" stünden der in Teilen etwas grau erscheinenden Großkasse gut zu Gesicht. Die kleinere GEK hat also Gewichtiges mit in eine Partnerschaft einzubringen. Eine Verhandlung in Augenhöhe scheint denkbar.

GEK könnte Ruder der Barmer übernehmen

Vorstellbar ist sogar, dass Schlenker das Ruder der gemeinsamen Kasse übernehmen könnte. Noch-BEK-Chef Vöcking erreicht 2010 sein 62. Lebensjahr. Seiner Stellvertreterin, der ehemaligen NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer (SPD), blieb ein glanzvolles Erscheinen mit ihrem Zuständigkeitsbereich Vertragsrecht eher versagt. Ihr schreibt man Ambitionen auf ein erneutes politische Amt zu. Sollte Schlenker die Macht in einer gemeinsamen Kasse aus BEK und GEK übernehmen, hätte dies möglicherweise auch Auswirkungen auf die Frage nach deren Hauptsitz. Vor gut einem Jahr hat Schlenker den langjährigen Vorstandschef der GEK, Dieter Hebel, abgelöst. Anders als Hebel macht sich Schlenker - glaubt man gut informierten Kassenkreisen - am Hauptsitz der GEK in Schwäbisch Gmünd eher rar. Öfter anzutreffen sei er in der Berliner Dependance der Kasse. Deren Leiterin, Ruth Rumke, hat bereits BEK-Erfahrung. Für den Vorgänger Vöckings, Dr. Eckart Fiedler, arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Barmer-Hauptverwaltung. Unter einem politischen Kopf in Berlin könnten die bisherigen Hauptverwaltungen zu operativen Zentren umgebaut werden. Alleine in Gmünd wären davon rund 1.000 Mitarbeiter betroffen. Auch ein anderer Umstand deutet auf eine Abkehr Schlenkers von Gmünd hin. Unter seiner Regie wurde das langjährige Logo der GEK von "Gmünder ErsatzKasse" auf "Gesundheit Erster Klasse" geändert.

vdek-Chef Ballast als Vize unter Schlenker?

Als Nachfolger Vöckings wurde in Kassenkreisen auch Thomas Ballast, Vorstandschef des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) gehandelt. Der Vorsitz des Verbandes war in der Vergangenheit stets ein Sprungbrett in die GKV-Vorstandsetagen. Vorgängerin von Ballast war Dr. Doris Pfeiffer (heute Chefin des GKV-Spitzenverbandes), Dr. Herbert Rebscher (heute DAK-Chef) und Dr. Eckart Fiedler (BEK-Chef vor Vöcking). Eine Fusion zwischen BEK und GEK könnte Ballast den Weg an die Spitze allerdings verbauen. Sie könnte daher auch im Ersatzkassenverband nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Ballast bliebe unter einem Vorstandschef Schlenker nur die zweite Vorstandsreihe.


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